Migräne-Prophylaxe: Die Antikörper kommen
Obwohl zu Akutbehandlung der Migräne einige Wirkstoffe zur Verfügung stehen, brauchen Patienten mit chronischem Migränekopfschmerz eine gute Prophylaxe.
Das
betonte Privatdozent Dr. Charly Gaul von der Migräne- und Kopfschmerzklinik in Königstein beim Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming. Sinnvoll sei es, nicht medikamentöse
Maßnahmen wie Patientenedukation, Ausdauersport und kognitive Verhaltenstherapie mit einem Arzneimittel zu kombinieren. Als Prophylaktika werden derzeit zum Beispiel
Topiramat,
Betablocker, Botulinumtoxin oder Candesartan eingesetzt.
Deren Wirksamkeit sei
jedoch häufig enttäuschend,
sodass
ein Bedarf für weitere Präparate bestehe. Diese könnten
in Form von Antikörpern schon bald auf den Markt kommen.
Die derzeit in klinischen Studien getesteten Antikörper zur Migräneprophylaxe schalten ein Schlüsselmolekül in der Pathophysiologie der Migräne aus, das Neuropeptid
Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP). Bei einer
Migräneattacke wird CGRP ausgeschüttet und bei
Patienten mit chronischer Migräne ist dessen Blutspiegel permanent erhöht. Während die
Antikörper Galcanezumab, Eptinezumab und Fremanezumab CGRP im Blut binden, ist
Erenumab gegen den
CGRP-Rezeptor gerichtet.
Gaul informierte, dass der Zulassungsantrag für den letztgenannten Antikörper eingereicht ist, und prognostizierte eine Markteinführung im Herbst 2018.
Der Referent bezeichnete die Antikörper als wirksam zur Migräneprophylaxe und hob zudem den schnellen Wirkeintritt bereits nach wenigen Tagen und die geringen Abbruchraten unter
Therapie mit einem solchen Antikörper in den Studien hervor. Jedoch gebe es auch noch ein paar offene Fragen. «Langzeitdaten fehlen bisher», so
Gaul. Zudem
habe CGRP möglicherweise kardiovaskuläre Effekte und eine Rolle bei der Wundheilung. Last but not
least sprach der Referent auch potenzielle
gastrointestinale Nebenwirkungen an. (ss)
17.01.2018 l PZ
Veröffentlicht auf: www.xing-news.com
Von Alois Müller